In der letzten Woche war ich mal wieder unterwegs. Der Weg hat mich diesmal nach Nord-Wales geführt. Wales ist ein Teil der Britischen Insel. Es liegt an der Irischen See, also im Westen der Britischen Hauptinsel.
Schon lange ist Wales ein Bestandteil des Britischen Königreichs. Da der Weg der Integration ziemlich blutig war, gibt es einige mächtige Burgen zu bestaunen, die der normannische König Edward I. Ende des 13. Jahrhunderts zur Einschüchterung der keltischen Bevölkerung und zu Verteidigung und Verwaltung in kurzer Zeit errichten ließ. Auch ließ er Straßen bauen, um das Land besser an England anzubinden.
Wales ist geprägt von Landwirtschaft: hauptsächlich Viehzucht von Schafen, die nicht nur auf den vielen Weiden herumlaufen sondern auch in den unwegsameren Bergregionen. Obwohl Wales am Meer liegt, gibt es kurz hinter der Küste recht hohe Berge, so z.B. den für den Snowdonia-National-Park namensgebenden Mount Snowdon mit 1085m.
Früher hat es hier auch viele Mienen gegeben: Kohle, Kupfer und Silber wurden gefördert. Aber die Zeiten sind schon lange vorbei. Die Kosten waren einfach zu hoch. Daher findet man viele kleinere und kleine Orte, mit zum Teil sehr kleinen Häusern, die sich wie Reihenhäuser sehr ähneln. Ganz ähnlich den Bergarbeitersiedlungen im Ruhrgebiet.
Überall in den Orten finden sich auffällige Schilder an einigen Häusern, die anzeigen, dass das betreffende Haus zum Verkauf steht. Landflucht gibt es also auch hier.
Wales selbst ist dabei, zu einer Touristen-Region zu werden. Wanderer und Kletterer sollen angesprochen werden. Der National-Park bietet sich dafür an. Für die Verpflegung gibt es reichlich Supermärkte, die selbst in den ganz kleinen Orten zum Teil 7 Tage die Woche rund um die Uhr geöffnet haben und auch fertige Sandwiches im Angebot haben. Man findet aber auch Restaurants, Pubs und Inns mit sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnissen. Oftmals findet man auch sehr gute Produkte, wie Kuchen oder Törtchen, an touristische interessanten Orten weitab von der ‘normalen’ Welt: mitten im nirgendwo. Einzig beim Kaffee merkt man, dass die Briten Tee trinken. Kaffees sind fast überall auf den Getränkekarten zu finden: normaler Filterkaffe (coffee Americano), Cappuccino oder Latte Macchiato. Leider merkt man aber teilweise, dass löslicher Kaffee genutzt wurde, oder er ist viel zu dünn oder zu stark. Eine hübsche, kunstvolle Haube aus aufgeschäumter Milch und Kakao-Pulver ist hingegen eher die Regel als die Ausnahme.
Im National-Park gibt es eine Zahnradbahn, die einen in einer Einstündigen Fahrt auf den Mt. Snowdon bringt, und nach einer halben Stunde Aufenthalt auch wieder hinunter. Wir haben den Fußweg talwärts gewählt. Ein Weg, den ich nicht jedem untrainierten Spaziergänger empfehlen kann, denn der Weg ähnelt teilweise eher einem Trampelpfad oder einem Flussbett mit größeren Steinen, als einem befestigen Weg. Stellenweise ist der Weg sehr steil und stellt daher recht hohe Anforderungen an die Knie und Sprunggelenke. Wir haben gute 4 Stunden für den Weg talwärts gebraucht. Hohe Wanderstiefel sind absolute Pflicht und viel Wasser, denn ausser in der Bergstation der Zahnradbahn kann man seinen Vorrat unterwegs nirgends auffüllen und es Zwischenstation, um mit der Zahnradbahn zurückzufahren gibt es auch nicht. Karten für die Bahn sollte man sich frühzeitig besorgen, denn sie sind schnell ausverkauft. Angetrieben werden die Bahnen von Dieselloks. Allerdings gibt es auch noch eine Dampfbetriebene Lok.
Von oben gibt es eine fantastische Aussicht auf den Nationalpark in alle Himmelrichtungen. Während des Auf- oder Abstiegs hat man beeindruckende Einblicke in Seitentäler und immer wieder eine tolle Fernsicht. Eine sehr lohnende Wanderung. Persönlich hat mich die Begegnung mit drei jungen Männern beeindruckt, die gemeinsam bergan wanderten, denn einer von den Dreien war blind. Im Vertrauen auf seinen Stock und den Führer an seinem Arm ging er so ruhig den Berg hinauf, als wäre er in der Stadt auf einem ebenen Gehweg unterwegs. Mehrere Personen kamen uns an verschiedenen Stellen entgegen, die bei prallem Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 25°C den Berg hinauf-joggten. Erstaunlich, zu was der menschliche Körper bei entsprechendem Training fähig ist.
An anderen Stellen gibt es Boulder-Angebote, an denen man seine Kletterfähigkeiten erweitern kann.
Aber auch etwas ruhigere Sportarten wie Kanufahren, Angeln oder Gleitschirm sind möglich. Die vielen Seen und baumlosen Abhänge machen es möglich. Kleine Parkplätze an den Straßenrändern ermöglichen immer wieder Stops einzulegen und zu fotografieren, die Landschaft zu betrachten oder eine Wanderung oder einen Spaziergang zu starten. Die meisten Seen, die ich gesehen habe, waren auch leicht zugänglich. Auf einigen Seen zogen Kanufahrer ihre ruhigen Runden. An der Küste kommt noch Segeln und Strandleben hinzu. Strandliebhaber sollten den Wunschort aber auf das Vorhandensein eines Sandstrandes prüfen, da das nicht überall gegeben ist. Die Strände, die ich gesehen habe, waren alle sehr flach, so dass sie bei Ebbe sehr breit waren.
Über zwei Brücken ist die vorgelagerte Insel Angelsey mit Wales verbunden. Auf Angelsey ist es fast noch ruhiger, als auf dem Hauptland. Auch hier gibt es viele kleine und kleinste Orte mit großen landwirtschaftlichen Flächen, die auch hier hauptsächlich als Weideland genutzt werden. Während man kaum Rinder oder gar Pferde auf den Weiden sieht, trifft man an jeder Ecke auf Schafe verschiedenster Rassen. Insbesondere die Berghänge lassen sich von Schafen am besten pflegen.
In den Restaurants findet man gewöhnlich eine kleine und übersichtliche Speisekarte mit Fish&Chips, Burgern (nicht mit den hier bekannten Burgern der diversen Schnell-Restaurants zur vergleichen, sondern viel besser und richtig gut), Steaks oder sogar lokaler Küche. Es wird Rindfleisch, Lamm oder Schweinefleisch verarbeitet. Selbst für Vegetarier haben einige Restaurants ausgewiesene Speisen. Ergänzt wird das Angebot meist noch mit Suppen und Salaten.
Als Besonderheit sollte man erwähnen, dass häufig die Bestellung an der Theke erwartet wird (das Essen wird dann zum Tisch gebracht), wo zum Teil auch direkt bezahlt wird. Manche Restaurants erwarten auch, dass die Gäste sich nicht einfach irgendwo hinsetzen, sondern bei einem Rezeptionist melden, um dann einen Tisch zugewiesen zu bekommen.
Wie auch in Deutschland habe ich das weitestgehende Fehlen von Flug-Insekten bemerkt. Somit konnte man zwar nahezu unbehelligt wandern, aber unter Ökologischen Gesichtspunkten ist das natürlich eine Katastrophe. Unter den entdeckten Vögeln waren neben den Möven viele Meisen, Rotkehlchen, Bach- und Gebirgstelzen, sowie Elstern, Krähen und Raben aber nur sehr wenige Schwalben. Auch Enten, Gänse und Graureiher waren zu entdecken. Den National-Vogel von Wales, den Rotmilan habe ich leider nur einmal entdecken können: während die Zahnradbahn uns auf den Mt. Snowden gebracht hat, strich ein Vogel langsam über uns hinweg.
Erreichbar ist Wales über die Flughäfen von Cardiff im Süden Wales (~150 Meilen), Birmingham im Osten (~200 Meilen) oder Manchester im Norden (~100 Meilen). Die Entfernungsangaben beziehen sich jeweils auf den Snowdonia National-Park.